Pragfahrt 2014
Gemeinsames Judotraining in Prag
Am 25.4. brach eine Gruppe von 14 Judokas aus unserem Erwachsenentraining für ein Wochenende nach Prag auf. Unser Gastgeber war die Judoabteilung des tschechischen Vereins TJ Sokol Vršovice, die mit ihren Judokas sowohl auf nationaler Ebene als auch in internationalen Wettkämpfen kontinuierlich Erfolge feiert. Sie wird deshalb und auch wegen ihrer vorbildlichen Jugendarbeit immer wieder vom tschechischen Judoverband als die beste Judoabteilung des Jahres ausgezeichnet.
Der erste Kontakt wurde durch einen spontanen persönlichen Besuch eines unserer Mitglieder beim Training der Veteranen hergestellt, ohne dass man sich vorher gekannt hätte. Die Tschechen antworteten sofort mit einer sehr freundlichen Einladung. So bekam die ganze Angelegenheit schon im Vorfeld den Hauch eines kleinen Abenteuers.
Unsere Gruppe von 4 Frauen und 10 Männern im Alter von 17 bis 67 Jahren wurde vom Leiter unserer Abteilung Cayan Kaya und unserer Trainerin Susi Franz angeführt. Wir trafen uns am Freitag um 10 Uhr früh auf der Hackerbrücke, jeder seinen Judoanzug im Gepäck. Nach einer fünfstündigen Busfahrt ging es nach einem kurzen Einchecken in der Pension gleich zum ersten gemeinsamen Training.
Jaroslav Banszel, der Leiter der tschechischen Abteilung, hieß uns in einer heiteren Rede herzlich willkommen. Auch der Vorsitzende des Vereins Jan Pilous begrüßte unsere Gruppe und betonte dabei, dass freundschaftliche Begegnungen unter Sportlern aus verschiedenen Ländern sehr wichtig sind. Es folgten 90 Min. intensivsten Trainings. Jaroslav Banszel, Träger des 4. Dans und Zweiter bei der Veteranen-Weltmeisterschaft 2013 in Abu Dhabi, fing schon in der Aufwärmphase mit schnellen Übungen an und setzte das hohe Tempo auch beim Einüben verschiedener Judotechniken fort. Wir alle waren stark gefordert. Der Trainer achtete darauf, dass wir gemischte Paare bildeten. Auf die Art konnte man am besten Judoerfahrungen austauschen (zumal es auf der tschechischen Seite von Schwarzgurten nur so wimmelte) und sich nebenbei ein wenig näher kommen. Abgerundet wurde das Training mit einem Spiel, bei dem sich die Atmosphäre weiter gelockert hat. Eine gute Vorraussetzung für den nachfolgenden gemeinsamen Kneipenabend! Beim süffigen tschechischen Bier wurden erste Gespräche geführt, um sich näher kennenzulernen und gemeinsame Aktivitäten für den nächsten Tag zu planen. Unsere Gruppe verabschiedete den langen Tag dann noch in dem Prager Nachtclub “Retro”.
Der Samstag fing mit einer Schifffahrt auf der Moldau an. Bei schönstem Sonnenschein konnte man den ersten Eindruck der Prager Sehenswürdigkeiten gewinnen. Mit einem Lendenbraten und böhmischen Knödeln im Bauch ging es weiter mit Bára und Jiří, unseren tschechischen Begleitern, auf die Kleinseite und über die Karlsbrücke zurück in die Altstadt bis zum Altstädter Ring. Von da aus zum Pulverturm und dem wunderschönen, im Jugendstil erbauten Gemeindehaus. Und das alles durch für Prag so typische enge Gassen, oft mitten im Touristenstrom und mit einer engen Zeitplanung wegen eines zweiten Judotrainings am Nachmittag. Immer wieder ging uns jemand verloren, wurde aber dann stets glücklich wieder aufgelesen. Ein paar von uns schafften gerade noch eine kurze Kaffeepause in einer sagenhaften Prager Konditorei, der Rest eilte zum Packen und Umziehen in die Pension und von da aus wieder in die Halle.
Das zweite Training widmete der tschechische Trainer den Bodentechniken und Haltegriffen, in Randoris wurde das neu Eingeübte erprobt. Alle waren wieder mit vollem Einsatz dabei. Zum Abschluss des erfolgreichen Treffens wurden kleine Geschenke mit Logo der beiden Judoabteilungen getauscht. Der sportliche Teil der Reise war somit beendet. Jetzt konnte man sich mit einem guten Gewissen dafür belohnen.
Die tschechischen Judokas führten uns zu diesem Zweck diesmal in ihre Stammkneipe, in der sie seit eh und je ihre Siege und Niederlagen begießen. Ein Zeichen einer großen Sympathiebekundung. Nach einer relativ kurzen, aber intensiv miteinander verbrachten Zeit wurden wir zu Freunden, mit denen man genauso wie mit seinen eigenen gerne zusammensitzt und feiert. Die nachfolgenden Gespräche bestätigten es. Den tschechischen Judokas gefiel, dass es in unserer Gruppe einen Zusammenhalt gibt, egal ob jung oder alt, Gelbgurt oder Schwarzgurt, egal welcher Nationalität. Sie verstanden, was uns verbindet – Spaß am Sport, an gemeinsamen Unternehmungen und am Feiern. Was letztlich auch bedeutet, sich mit eigenen Bedürfnissen zurücknehmen zu können und füreinander da zu sein, wenn man es braucht. Eine Einstellung, die, wie uns bekundet wurde, auch die Beziehungen in ihrer Judogruppe stark prägt. Aus dieser Erkenntnis heraus entschlossen sie sich, unsere Einladung zum Gegenbesuch in München anzunehmen. Er wurde erstmal für Mitte Oktober angesetzt und darauf stießen wir dann alle mit einem Glas Becherovka an. In heiterer Stimmung stürzten wir uns dann noch einmal ins Prager Nachtleben und besuchten den Nachtclub “Cross Club”, schließlich mussten wir die knapp bemessene Zeit nutzen.
Am Sonntag standen trotzdem alle wieder brav „auf der Matte“, kampfbereit für die Besichtigung der Prager Burg. Unsere Gastgeber baten einen Judoka aus ihren Reihen, der von Beruf Fremdenführer war, uns die Prager Burg zu zeigen. So kamen wir in Genuss eines fundierten Vortrags zur tschechischen Geschichte und Baukunst, zu den Sagen und Mythen. Das anschließende Mittagessen schafften wir noch in Ruhe. Nicht jedoch den Weg zum Bahnhof, den Abschied von unseren Gastgebern und die Abfahrt des Busses. Diese gestalteten sich dann etwas sportlicher, als uns lieb war.
“Intensiv” – so könnte man dieses Wochenende/ unsere Pragfahrt mit einem Wort zusammenfassen. Wir haben erlebt, wie andere Judo machen, neue Freundschaften geknüpft und unsere eigenen weiter vertieft.
Bilder gibt es hier.